Ausgangssituation
Die GLS Logistik GmbH & Co. Dental Handel KG ist Teil der Pluradent-Gruppe, einer maßgeblichen Anbieterin von Zahnarztbedarf für Praxen und Labore in Deutschland. Das Unternehmen, dessen Jahresumsatz zuletzt rd. 137,7 Mio. € (2018/2019) betrug, ist für die Logistik der Firmengruppe verantwortlich und unterhält in Kassel ein großes Warenlager. Aufgrund einer sich verschlechternden Ertragslage sowie innerbetrieblichen Umstrukturierungsbedarfs befand sich die Pluradent-Gruppe seit 2018 in einem Restrukturierungsprozess. Als die Gesellschafter mitteilten, keine weiteren finanziellen Mittel mehr zur Verfügung stellen zu wollen, stellte die Geschäftsführung Ende Februar 2020 Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Die Schuldnerin und die Pluradent-Gruppe wurden im Rahmen des Eigenverwaltungsverfahrens durch die GT Restructuring aus Berlin unterstützt. Der Partner Rechtsanwalt Christian Köhler-Ma trat in die Geschäftsführung der GLS Logistik GmbH & Co. Dental Handel KG ein. Rechtsanwalt Dr. Gordon Geiser (GT Restructuring) wurde zum Sanierungsvorstand der Pluradent AG & Co. KG aus Offenbach bestellt.
Das Insolvenzverfahren
Der Geschäftsbetrieb wurde im vorläufigen und eröffneten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung uneingeschränkt unter Aufsicht der (vorläufigen) Sachwalterin, Rechtsanwältin Jutta Rüdlin, fortgeführt. Bei der Muttergesellschaft, der Pluradent AG & Co. KG, wurde Rechtsanwältin Julia Kappel-Gnirs, hww hermann wienberg wilhelm Insolvenzverwalter Partnerschaft, Frankfurt, zur (vorläufigen) Sachwalterin bestellt.
Bereits zwei Wochen nach Insolvenzantragstellung sahen sich auch die GLS und die Pluradent von den Auswirkungen und Folgen der COVID-19-Pandemie betroffen. Es kam zu zahlreichen temporären Schließungen von Zahnarztpraxen im europäischen Ausland. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdowns führten zu erheblichen Umsatzeinbrüchen bei der Unternehmensgruppe. Durch die äußerst engagierte und effiziente Zusammenarbeit der beiden (vorläufigen) Sachwalterinnen, der Restrukturierer sowie der Mitglieder der Gläubigerausschüsse gelang es, auch in dieser Situation den Geschäftsbetrieb zu sichern und letztlich ‑ trotz der pandemiebedingter Unsicherheiten – eine Investorin zu finden.
Nach Abschluss eines Investment-Agreements mit der Investorin konnten in beiden Verfahren Insolvenzpläne erarbeitet werden, die den Unternehmen eine Entschuldung und einen geordneten Neustart ermöglichen.
Die Insolvenzverfahren wurden nach rechtskräftiger Bestätigung der Insolvenzpläne durch die Insolvenzgerichte Kassel und Offenbach – planmäßig – am 31. Juli 2020 aufgehoben. Die Sachwalterinnen sind über die Verfahrensaufhebung hinaus mit der Überwachung der Planerfüllung und der Verteilung der Planquoten beauftragt.
Das Ergebnis
Das Verfahren wurde bereits fünf Monate nach Insolvenzantragstellung nach rechtskräftig bestätigtem Insolvenzplan aufgehoben.
Alle Arbeitsplätze wurden erhalten.
Für die absonderungsberechtigten Lieferanten ergab sich eine Quote von max. 65%. Für die ungesicherten Insolvenzgläubiger konnte eine Quote von rd. 11% erzielt werden.